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Cottbus - "Alle Jahre wieder" mit Sonnenbrandgefahr Meisterleistungen


“Was für ein wunderschöner Sonntag, 
An dem ich ganz viel vor hab,
Heute wird am See gechillt, gegrillt und hart gefeiert,
Ein Hoch auf meinen freien Tag,
Gutes Wetter, gute Laune und nur Leute, die ich mag.“


Gut, es war zunächst Samstag und nicht Sonntag und wir waren auf dem Weg in die Halle und nicht zum See, aber ansonsten beschreibt dieser Songtext eigentlich alles, was man zu unserer Stimmung am Samstagmorgen wissen muss. Pünktlich traf das gesamte Team um neun zum Landespokal in Cottbus ein – und wie immer wurden die ersten Minuten dazu genutzt, mehr oder weniger gepflegte Konversationen mit Volleyballern anderer Vereine zu betreiben.

Die Auslosung bescherte uns eine interessante Staffel: SV Energie Cottbus (5. der Regionalliga), SF Brandenburg 94 (10. der Regionalliga) und der Landesmeister Erkner. Zu Erkner haben wir ja inzwischen auch eine ordentliche Vorgeschichte, geprägt von guten Spielen (im internen Battle stand es zu dem Zeitpunkt 3:1 für Erkner), fragwürdigen Schiedsrichterleistungen und einer vermutlich auf gegenseitigem Verständnis beruhenden Sympathie. Aber es gibt ja wahrscheinlich eh niemanden, mit dem Ossi nicht klarkommt (oder mit anderen Worten: der Ossi widerstehen kann).

Wir starteten direkt in das Spiel gegen den Vorletzten der Regionalliga, namentlich SF Brandenburg. Es ist uns nicht bekannt, welche Musik die Brandenburgerinnen auf ihrer Fahrt nach Cottbus gehört hatten, es scheint aber eher „Lalelu“ als Ytitty gewesen zu sein. Da unsere Mannschaft nicht gewillt war, sich dem auf Abstimmungsfehlern, mangelnden Einsatzes und vielen Eigenfehlern basierenden Niveau des Gegners anzuschließen, endete der erste Satz in einem komplikationslosen 25:14 für uns.

Brandenburg gönnte sich während des Seitenwechsels 1-2 Kaffee und schaltete Lalelu immerhin schon mal auf die Technoversion. Es sah zwar immer noch nicht beeindruckend oder gar konstant aus, was die Mädels da fabrizierten, aber es war offensichtlich effektiver. Zumindest langfristig. Denn aus diesem Satz bleibt insbesondere die Leistung einer Spielerin hängen, nämlich Sophies.

Man munkelt, ein Expertenteam hätte sich inzwischen daran gemacht, Sophies Nahrungsaufnahme, Schlafgewohnheiten, Bewegungsmuster, Musikauswahl etc. der letzten drei Wochen zu analysieren, um möglicherweise daraus ein Vorbereitungsprogramm für die Nationalmannschaft zu erstellen. Wir wissen noch nicht, ob sie von einer Spinne gebissen worden ist, aber es könnte sein, dass sie ein für uns Normalos nicht sichtbares Netz über die 81 Quadratmeter kurz über dem Boden aufgespannt hat, das bei jeder Ballberührung das sofortige Auftauchen Sophies zu Folge hatte. Natürlich jeweils begleitet von einem gebrüllten „Weiter!“ ihrerseits, was ihre Mitspielerinnen erfolgreich dazu animierte, das begeisterte Klatschen sein zu lassen und sich um den Ball zu kümmern.

Doch eine Spielerin alleine macht keine Mannschaft und ohne eine gute Mannschaft kann es kein gutes Spiel geben. Wir jedoch hatten eine gute Mannschaft und auch wenn sich die Sportfreunde auf der anderen Seite wieder langsam daran erinnerten, dass sie eigentliche eine Liga höher spielen, wehrten wir uns mit allem, was wir hatten. Während die Spiele links und rechts neben uns bereits zu Ende waren, sahen wir auch beim 21:24 noch keinen Grund, das Fell zu glätten und die Lefzen wieder runterzulassen. Punkt aus dem Spiel heraus: 22:24. Aufschlagpunkt Sophie: 23:24 (besonders effektiv erwiesen sich langsame Aufschläge in mindestens fünf Metern Höhe). Fehler Brandenburg: 24:24.

Kennt ihr diese Katzenkämpfe, wo sich 2 Katzen gegenüber sitzen und sich gegenseitig mit den Pfoten hauen? So ähnlich ging es jetzt zu. Meist lag Brandenburg vorne, gelegentlich wir. Beim 32:31 für Brandenburg muss der Aufschlagspielerin die Kraft ausgegangen sein – sie legte zwar sicherlich alles hinein, der Ball schaffte es jedoch gerade noch zur Netzkante, wo er mit einem endgültigen und feigen Aufprallen in unserem 0,4-Meter-Raum den Satz beendete.

Das Tiebreak war dann nicht mehr so unser Ding, wir hatten gezeigt, was wir können, das muss für den Anfang genügen. Wir wollen ja auch keinem auf die Zehen treten. Mit einem 7:15 gingen wir aus dem Spiel. Es bleibt festzuhalten: Brandenburg gewann das Einschlagen und das Spiel, wir dafür die Erwärmung und die Punktedifferenz.

Erkner verlor im nächsten Spiel in ihrem ersten Tiebreak gegen Cottbus, die sich anschließend ebenfalls im Tiebreak gegen Brandenburg geschlagen geben mussten.

Es folgte das Spiel gegen Erkner und damit unsere Chance, die Saisonbilanz auf ein 2:3 zu verkürzen. Weil es so schön passend beschrieben ist, klauen wir an der Stelle mal einen Teil des Berichts von Erkner. Hier also das Ganze aus Sicht unseres Gegners:

„Im zweiten Spiel trafen wir auf unsere liebgewonnen Freunde aus Hennigsdorf. Uns war aufgefallen, dass ihre Aufschläge im ersten Spiel noch Verbesserungspotential hatten. Also ließen wir sie - wie es sich unter Freunden gehört - ein gelockertes Aufschlagtraining einschieben. Üben übt. So beschränkten wir unsere Handlungen im ersten Satz im Wesentlichen darauf den jeweils aktuell trainierenden Aufschlagspieler den Ball zurück zu rollen bis es 7:25 stand. Beim Seitenwechsel kam es dann zu hässlichen Drohungen: "Im nächsten Satz werden wir zweistellig!" giftete es zwischen den Trainern von Seiten der Erkneraner. Und tatsächlich entschieden wir uns jetzt am Spiel teilzunehmen. Mit einer gesunden Annahme konnten wir am Netz endlich wieder unsere Stärke ausspielen und gewannen 25:22. Naja, 25 war ja auch irgendwie zweistellig. Leider konnten wir im nächsten Satz nicht daran anknüpfen - denn selbst wenn die Annahme gut war, glänzten wir mit haarsträubenden Eigenfehlern im Angriff. So ging auch das zweite Spiel im Tie Break verloren.

Auch im letzten Gruppenspiel gegen SF Brandenburg lagen wir schnell zurück. Obwohl die Annahme stand, fabrizierten wir einen Eigenfehler nach dem anderen in Spielaufbau und Angriff, während sich der geneigte Zuschauer fragte, in welcher Sportart wir eigentlich Landesmeister geworden sind. Es muss irgendwas ohne Ball gewesen sein.“

Erkner verlor also das zweite Tiebreak gegen uns (15:7) sowie den dritten gegen Brandenburg, womit wir sicher weiter waren. Da nur acht Frauenmannschaften gemeldet/sich qualifiziert hatten und Sonntag „nur“ Havel Oranienburg nachkommen würde, würde auch nur eine Mannschaft am Samstag rausfliegen. Nach der Vorrunde sollte eine „Hoffnungsrunde“ zwischen den jeweils Vorrundenvierten gespielt werden, die dieses undankbare Los besiegeln würde.

Zu unserem letzten Spiel gegen Cottbus ist nicht viel zu sagen, außer dass es das einzige 2:0 unserer Vorrundengruppe war. Mit 21 und 13 gingen die Sätze dahin.

Erkner spielte indessen die Hoffnungsrunde gegen einen BBL/LL-Verschnitt aus Cottbus und gewann ausnahmsweise mal ein Tiebreak (mit unserer lautstarken Unterstützung, was angesichts der vielen Cottbuser Fans nur ein fairer Ausgleich war). Facebook-Kommentar von Erkner am Samstagabend:


Der Abend klang für uns zunächst beim Inder aus – der uns, gemessen an den Unmengen von Absackern auf’s Haus zum Ende, offensichtlich gerne wiedersehen möchte. 

Der zweite Tag in Cottbus beim Landespokal startete wettertechnisch wie üblich mit bestem Hallenwetter und Sonne pur. Trotz der Vorabendparty mit gemeinsamen Boot fahren oder alternativ einem leckeren Cocktail in der Cottbusser Innenstadt, waren alle Mädels fit. Wach, aufmerksam und konzentriert stellten wir uns den Sprembergerinnen. Souverän konnten wir mit Aufschlagserien, starken Blockaktionen und einem festen Annahmeriegel den ersten Satz mit 25:15 für uns einheimsen. Entgegen der Spiele am Vortag haben wir uns im zweiten Satz zunächst nicht wieder einlullen lassen und unseren Stiefel runtergespielt. Der zwischenzeitliche Hänger konnte durch taktisch kluge Auswechslungen des Trainers überwunden werden. Nachdem wieder Ruhe im Spiel war, hatten wir den zweiten Satz mit 25:21 und damit den Sieg auf unserer Seite. Der Gegner wirkte insgesamt etwas müde und ideenlos. Die Spremberger Mädels kamen erst im zweiten Satz so richtig ins Spiel. Unsere Motor Mädels konnten hingegen richtig gut zeigen, was sie so drauf haben und dass sie als Team im Laufe der Saison gut zusammen gewachsen sind.

Rechtzeitig kamen wir also zum Viertelfinale Erkner gegen die Sportfreunde Brandenburg (natürlich im Tiebreak). Ausschnitt aus dem Erkneraner Bericht:

„Dann zwei Annahmefehler. 9:11 - Auszeit Erkner. Mit dem absoluten Willen, sich für das eigene, starke Spiel zu belohnen (und erneut den Hennigsdorfern hinter uns, die auf wundersame Weise immer auftauchten wenn es eng für uns wurde) ging es weiter. Und nachdem die Brandenburger ihren ersten Ball nach der Auszeit nur neben unser Feld setzten folgten 5 weitere Punkte, in denen wir mit druckvollen Aufschläge und konzentriert ausgespielten Dankebällen Break für Break bis zum 15:11 erzwangen.

Überrascht über die Fähigkeit unsere Normalform wieder abrufen zu können erinnerten wir uns an eine Verabredung des Vorabends. Wir hatten uns mit Hennigsdorf für das Finale verabredet! Gestern noch aufgrund unseres schwachen Auftritts stark selbstironisch gemeint, trennten uns jeweils nur noch ein Sieg von dieser Idee, die zuvor nur ein Kind der viel zu späten Stunde war.“




Doch das zweite Spiel des Tages war für uns von vornerein schon eine ganz andere Hausnummer. Wir standen nun dem Titelverteidiger und erneut diesjährigem Turnierfavoriten VSV Havel Oranienburg gegenüber. Daher war mit der Euphoriewelle des Vorspiels und dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir überhaupt nix zu verlieren haben, völlig klar: Wir wollten Spaß haben und einfach nur spielen. Die Chance gegen einen Drittligisten zu spielen, bekommt man schließlich nicht so oft. Mit einigen richtig guten Angriffsaktionen und konstanter Abwehr hatten wir eine gefühlte Ewigkeit die Nase vorn (Führungswechsel erst bei ungefähr 18 Punkten!!!). Die Oranienburgerinnen schienen noch sehr müde und kamen überhaupt nicht wirklich ins Spiel. Die zuvor erwarteten Angriffshammer blieben aus. Unser variables Spiel mit diversen Marktplatzbällen und einer richtig starken Blockaktion, die den Ball auf dem gegnerischen Feld wie einen Stein versenkte, zwangen den Trainer von Havel schließlich dazu, die beiden zur Verfügung stehenden Auszeiten zu nehmen. Dies schien gewirkt zu haben. Die Havel Mädels wollte sich die „Schande“ nicht geben und besannen sich ihrer Leistung. Mit einem unglaublichen und total unerwarteten 23:25 mussten wir den Satz dann leider doch abgeben. Es war aber eine absolut starke Leistung und hat richtig dolle Spaß gemacht zuzuschauen und anzufeuern.

Der Seitenwechsel war dann wie das "Blitzdingsen" à la Men in Black. Wenn man so eine souveräne Leistung im ersten Satz gezeigt hat, muss man da ja nicht unbedingt sofort anknüpfen, hätte man denken können. Der Gegner kam zudem richtig ins Spiel und machte mit seinen Drittligist-würdigen starken Angriffsbomben ziemlichen Eindruck. Bälle wurden aus jeder erdenklichen Ecke gefischt. Wir standen irgendwie hilflos und ohne herausragende Aktionen auf dem Feld. Die Motivation sank immer mehr und unsere Mädels ließen echt die Köpfe hängen. Es war kaum noch Abwehr da und die wenigen Angriffen, die wir hatten, erzielten auch nicht den gewünschten Effekt. Nach zuvor 15 einkassierten Punkten, konnten wir den allerersten Punkt in diesen Satz für uns verbuchen. Auch die zwei zeitig genommenen Auszeiten unseres Trainers konnten den Untergang nicht abwehren. Der zweite Satz ging mit einem unfassbaren und hoffentlich schnell vergessenen 2:25 an unsere Gegner.

Auch Erkner verlor im Halbfinale (gegen Cottbus). Man muss erwähnen, dass damit drei der vier Halbfinalisten aus unserer Staffel kamen und der vierte ein Drittligist war. Ich würde behaupten, wir hatten die stärkere Staffel.

Die abschließenden Worte unseres Trainers brachten es danach allerdings kurz und knapp auf den Punkt: Wir haben ein tolles Turnier gespielt. Wir haben eine starke Leistung gezeigt. Wir sind bis ins Halbfinale gekommen. Wir müssen uns überhaupt nicht verstecken. Ende.

Somit ist die Hallensaison endgültig beendet. Es war emotionsgeladen, mit Höhen und Tiefen, wobei die Höhen überwogen haben. Wir sind auf einem souveränen 5. Platz gelandet, wobei wir häufig genug den Tabellenreiter geschlagen haben – ich sag nur „Landessieger-Besieger“!

Ein dickes fettes Dankeschön in erster Linie an Ossi, der sich mit einer unglaublichen Disziplin und Geduld um uns als Mannschaft, Spielerinnen und Freunde kümmert. Ebenso an Thommy, ohne den so manches Training und Spiel sicherlich sehr viel lahmer gewesen wäre, von Partys ganz zu schweigen. Danke an Tom und all die anderen Edelfans. Und auch danke an alle Zuschauer, die uns gepusht und angefeuert haben, bis wir über uns hinausgewachsen und brandenburgligawürdigen Volleyball gezeigt haben. Wir freuen uns auf die nächste Saison mit euch!


Es spielten: Ronja, Cindy, Stephie, Franzi T., Nicole, Hannah, Mella, Lucie, Jule B., Janina, Franzi H., Sophie
Es coachten: Ossi und Thommy
Es feuerten an: Caro, André, Jule F., Ete, Lena

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