Am Samstag, den 23.04.2016 war es so weit: Wir hatten Relegation. Durch verschiedene Einflüsse eher ein formaler Termin, da in der Brandenburgliga eh kein Platz mehr frei war, aber falls doch noch ein Wunder geschehen sollte, musste klar sein, welches Team diesen Platz ergattern würde. Wir spielten in unserer angestammten Biberburg und hatten Zepernick (letzter Platz Brandenburgliga, in die Relegation gerückt, weil Hohen Neuendorf nicht angetreten war) und Wildau (5. Platz Landesliga Süd, aufgerückt, weil irgendwie keiner gegen uns spielen wollte) als Gäste da.
Für uns Motor Mädels stand der Tag leider unter keinem guten
Stern. Als hätte sich die Welt gegen uns verschworen, fielen Trainerlehrgänge,
Abitur, wichtige Familienangelegenheiten und der Himmel weiß was noch für
wichtige Termine auf diesen Samstag. So kam es, dass wir mit ach und krach zu
fünft morgens um 10:15 Uhr in der Halle standen und darauf warteten, welche
Spiele uns das Los zuweisen würde.
Ja, zu fünft. Kein Schreibfehler. Mella, unsere Libera
spontan neu ernannter Diagonal, steckte noch auf der Autobahn fest und befand
sich gerade auf Höhe Potsdam. Ansonsten waren anwesend: Ronja, Sophie, Heike,
Racine, Anne. Jule B., leider krank, war auch anwesend und so nett den
Schreiber zu machen. Wir gingen zur Auslosung und Juchee,
erfuhren dass wir das erste Spiel gegen Zepernick antreten würden. 11 Uhr
Spielbeginn. Prima Kiste. Sofort gegen die stärkere Mannschaft und das in
Traumaufstellung.
Wir begannen also mit der Erwärmung, immer mit einem nervösen
Blick in Richtung Tür. Erstmal ein paar gemütliche Liegestütze, warm laufen,
ein Blick zur Tür … „Hast du gerade mit Mella telefoniert? Nein? Schade“ …
Einspielen, Angriffe von der Vier … „Ich glaube, da kommt Mella … Nein,
Fehlalarm, war ein anderes Auto …“
Man muss wahrscheinlich nicht erwähnen, wie angespannt wir
waren.
Dann, endlich, keine 10 Minuten vor Spielbeginn, rannte
Mella in die Halle. Dreimal Schulterkreisen, schon bekam sie die ersten Pässe
zum Warmspielen für Diagonal. Der Schiri pfiff zum Aufschlag an und dann ging es auch schon
los. Erwärmung? Braucht kein Mensch.
Ich würde gern erzählen, dass wir, vollkommen unbeeindruckt
und abgebrüht, das Ding souverän runterspielten und sofort in Führung gingen. Kann
ich aber nicht erzählen. Wir spielten wie ein nervöser Hühnerhaufen. Keiner wusste
so richtig, wo ihm der Kopf stand, die normalen Laufwege erschienen uns wie ein Buch mit sieben Siegeln
und es fielen Bälle rein, die wir sonst mit links vorher erwartet und bereits erlaufen hätten. Es
dauerte bestimmt 10 Punkte, bis wir einigermaßen ins Spiel kamen. Dann begann
unsere Leistung sich langsam zu steigern. Annahme sauber nach vorne, Pass,
Angriff, Punkt. Erstmal bloß nix Kompliziertes machen, wir mussten schließlich innerlich runterkommen. Vor allem auf Außen bekam uns Zepernick nicht in den
Griff, sodass Racine und Ronja viele gute Punkte erkämpften. Die Mitten setzten
sich gut durch und auch Mella machte ihre Punkte, indem sie vorne alles rettete, was bei unserer durchwachsenen Annahme sonst auf dem Boden gelandet wäre. (Quasi eine Angriffs-schräg-in-der-Luft-steh-Abwehr-Katze) Wir holten unseren
Rückstand vom ersten Satz auf, schafften es aber nicht ganz bis über die
Ziellinie. Der Satz ging 25:23 an Zepernick.
Egal, jetzt waren wir wach und würden sicherer spielen.
Dachten wir. Verloren aber gleich mal 7 Punkte an Zepernick, ehe wir bemerkten,
dass der Satz schon losgegangen war. Wir kämpften gegen eine wackelige Annahme
und schafften es erst zur Mitte des Satzes hin, die in den Griff zu bekommen.
Vorne machten wir vor allem über Außen Punkte, doch langsam schoss sich
Zepernick auch darauf ein. Also ordnete Ete „Kommando Assi“ an. Heißt: Alle
Bälle werden gelegt. Ausnahmslos. Man muss den Zepernickerinnen ja ein bisschen
Bewegung verschaffen.
Ab da klappte es. Die Zepernickerinnen, unsere langen
Angriffe gewohnt, schafften es nicht, umzuschalten. Die Feldmitte war permanent
offen wie ein großer, einladender Marktplatz und unsere Angreiferinnen legten
einen Ball nach dem anderen dorthin. Man hätte ein Kreuz hinmalen können. Um
doch noch ein bisschen Abwechslung reinzukriegen, streuten wir den einen oder
anderen langen Ball in die hinteren Reihen, die mittlerweile aufgerückt waren. Durch
unseren verspielten ersten Teil des Satzes wurde es jedoch trotzdem eine knappe
Kiste: Wir gewannen mit 25:23.
Auch im dritten Satz liefen wir nur langsam an, als wären
wir eine Lok, die man erstmal befeuern muss. Die ständige Legerei war erstmal
aufgehoben (wird ja sonst langweilig und die Zepernickerinnen machten den
Marktplatz natürlich irgendwann zu). Wir machten wieder viele Punkte über
Außen, aber auch über gut platzierte Mittelangriffe. Ete legte uns immer wieder ans Herz, „clever“ zu spielen, sprich: nicht direkt in den Block und nicht direkt
auf die Frau und nein, auch nicht immer nur bild draufhämmern. Klappte ganz gut. Auch unser Block
stand nicht schlecht. Leider schaffte Zepernick es trotzdem, uns diesen Satz
knapp abzukaufen. Sind wir ehrlich: Zu sechst durchzuspielen und das auf
teilweise ungewohnten Positionen sind nicht die besten Grundvoraussetzungen, so
ein Spiel zu gewinnen.
Aber es gab ja noch den vierten Satz. Wir stürzten uns Hals
über Kopf hinein, mit dem vollen Bewusstsein, dass es jetzt um die Wurst ging.
Wir servierten starke Aufschläge, standen im Block gut und kamen auch im
Angriff gut durch. Vor allem Racine hatte streckenweise eine 100 % Quote. Wir
nutzten weiter Zepernicks schwachen Block über außen und ihre schwache Annahme
aus und kämpften uns Punkt für Punkt voran. Leider nutzte auch Zepernick unsere
Schwächen aus (Besagtes Kreuz hätte man auch direkt hinter unseren Außenblock
malen können, wo viele Zepernicker Leger ihren Weg hinfanden. Auch unsere
Annahme war zwischendurch recht instabil), sodass es bis zuletzt eng blieb.
Es stand mittlerweile 25:24 für uns. Racine und Sophie
wurschtelten in einer Netzaktion einen geblockten äh gesicherten äh auf die
Netzkante gespielten Ball irgendwie rüber, der Ball landete auf dem Boden im gegnerischen Feld, wir
jubelten – Pfiff, wir waren im Netz gewesen. Punkt für die anderen. 25:25.
Dann passierte es. Racine schlug einen Angriff über Außen
und stand plötzlich nicht mehr auf. Irgendwas in ihrem Knie hatte geknackt und
nachgegeben. (Stand 27.04.: Diagnose steht noch aus) Wir überlegten eine
Sekunde, ob wir sie einfach hinten in die Ecke setzen und die letzten zwei
Punkte zu fünft versuchten, gaben den Gedanken aber recht schnell auf. Ohne
sechsten Spieler in den Tie-Break zu starten war bestenfalls sinnlos.
Damit verloren wir ein heiß umkämpftes Spiel gegen Zepernick
und damit auch den möglichen Aufstieg in die Brandenburgliga. Wenn denn dort
ein Platz freiwerden würde.
Das zweite Spiel startete gleich im Anschluss. Lina, wie
verabredet nachgekommen, spielte jetzt an Racines Stelle. Der Rest der
Aufstellung blieb gleich. Wildau war auch nicht gerade mit Menschenmassen
angereist, sodass die Anfeuerrufe von der Bank auf beiden Seiten des Feldes mau
ausfielen. (man könnte auch von Totenstille sprechen, aber das klingt so
hässlich)
Wie im ersten Spiel kamen wir erstmal nicht rein. Racines
Unfall hatte uns ganz schön mitgenommen. So hatten wir vor allem Probleme in
der Annahme, sodass auch kein gescheiter Pass herauskam und vorne keine Punkte
gemacht werden konnten. Insgesamt fühlte sich dieser Satz zäh wie Kaugummi an.
Keiner war bereit für die Abwehr und Sicherung und auch simpel geschlagene
Bälle des Gegners landeten vor den Füßen unseres wie festgewachsenen Abwehrriegels.
Es war ungewohnt, in einer so stillen Halle zu spielen und wir mussten erstmal
damit klarkommen, uns selbst motivieren zu müssen. Erst in der zweiten Hälfte
des Satzes entwickelten wir etwas mehr Energie und machten noch ein paar schöne
Aktionen. Leider zu spät, wir gaben den Satz zu 18 ab.
Im zweiten Satz waren wir dementsprechend angespitzt. Kann
doch nicht sein, dass wir uns hier so vom Platz schießen lassen! Zumal Wildau,
auch noch nicht ganz warm, genügend Eigenfehler fabrizierte. Also
fingen wir endlich an. Wir versuchten es mit ein paar Legern wie gegen
Zepernick, allerdings mit mäßigem Erfolg. Wildau schützte seinen Marktplatz wie
auch sonst alle Bereiche des Dreimeterraums sehr gut, sodass wir dort nicht
durchkamen. Lang zu legen liegt uns einfach nicht, also blieb nur noch drauf
hauen. Das klappte wiederum gut. Wildau hatte seine Probleme im Block und
unsere Angreifer kamen prima durch. Lina schlug einen langen Angriff nach dem
anderen und schoss reihenweise die hintere Abwehr von Wildau ab. Die Bälle
gingen vom Arm/Schulterbereich direkt gegen die Decke oder die Wände und die Punkte purzelten.
Zwischendurch spekulierten wir, ob Lina überhaupt noch das Feld traf oder
einfach nur die Mädels abschoss. Irgendwann bekam auch Wildau das spitz und
ließ ein paar Angriffe ins Aus gehen. Nicht schlimm, der Satz gehörte uns:
25:20.
Auch der dritte Satz begann vielversprechend. Die Pässe
wurden variabel auf alle Angreifer verteilt, die schlugen erfolgreich hinten
rein, verteilten ein paar Leger (die Wildau zu unserem Leidwesen viel zu oft
holte) und machte dadurch aber Platz für weitere gut geschlagene Bälle. Wir
wiederum hatten den gegnerischen Außenangriff meist gut im Griff, sodass viele
Angriffe entweder entschärft oder komplett abgeblockt wurden. Den dritten Satz
gewannen wir dann auch.
Der letzte Satz startete. Es wurde noch einmal spannend.
Wildau ließ sich nicht einfach so aus der Halle jagen und zimmerte einige sehr
starke Außenangriffe vor allem auf die kurze fünf. Unser Block sah alt aus,
unsere Abwehr kam nicht dran. Erst im letzten Drittel dieses Satzes schafften
wir, das einigermaßen in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig fischte Wildau
hinten alles raus, was wir ihnen entgegenwarfen, sodass einige Ballwechsel eher
in die Minuten als die Sekunden gingen.
Wir wiederum hatten keinen Nerv mehr, noch einen weiteren
Satz zu spielen. Nicht nach diesem anstrengenden Morgen. Wir mussten jetzt
einfach gewinnen. Mit letzter Entschiedenheit lieferten wir uns ewige
Ballwechsel, bissen in der Annahme die Zähne zusammen, machten auch noch den
zehnten Block obwohl wir nicht mehr konnten (unsere Mitten spielten
mittlerweile den achten Satz ohne Libero) und feierten jeden noch so lapidaren
Punkt wie einen willkommenen Freund. Zwei Spielerinnen waren mittlerweile
heiser (Erkältung), Mella war seit 5 Uhr wach und auch sonst war der Pegel mehr
bei rot als bei grün. Kurz: Es war grandios. Keine Ahnung wie, aber wir
gewannen.
Das letzte Spiel des Tages gewann Zepernick gegen Wildau. Damit spielt Zepernick im Falle des Falles nächste Saison in der Brandenburgliga.
Das letzte Spiel des Tages gewann Zepernick gegen Wildau. Damit spielt Zepernick im Falle des Falles nächste Saison in der Brandenburgliga.
An dieser Stelle soll hier noch mal ein großes Dankeschön an
Jule B. stehen, die trotz Krankheit diese beiden nervenaufreibenden Spiele für
uns die Spielberichtsbögen ausfüllte. Ohne dich hätten wir ganz schön alt
ausgesehen! Auch ein großer Dank an Ete, der Ossi würdig vertrat mit seinen taktischen Hinweisen
schaffte, dass wir viele wichtige Punkte sammelten.
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