Ein grauer, regnerischer Tag, wie gemacht für die Stunden in der
Halle.
Ein Trainer, gierig
auf die nächsten Punkte für die Landesligatabelle.
Und zwölf Spielerinnen,
fit wie sechs Paar neu gekaufte Turnschuhe.
Das waren die
Rahmenbedingungen für unseren zweiten Spieltag. Noch vor der Halle
beäugten wir unseren jungen Gegner Zepernick, der sich gerade
(offenbar ohne Schlüssel) vor der Halle versammelte. Nachdem wir
eine perfekt ausgeklügelte Technik ausgearbeitet hatten, die ohne
jeden Zweifel zu mindestens sechs Punkten geführt hätte an diesem
Tag, schnappten sich etwa zehn der zwölf Spielerinnen ihre Taschen,
setzten sich in die Autos und fuhren los. Ups. Na gut, bei den ganzen Mannschaften aus Zepernick kann man ja mal die Übersicht verlieren...
Vor der Nase hatten
wir jedoch eh zunächst Hohen Neuendorf: Ortsnachbar,
Brandenburgliga-Anwärter und teilweise Mittrainierer bei uns.
Mit insgesamt dreizehn Spielerinnen begannen wir die Erwärmung. Ich schwöre, als wir beim
Lauf-ABC am Netz abstoppten, hat die dadurch erzeugte Druckwelle noch
am Ende der Halle die Wasserflaschen umgepustet. Starten taten wir
dann mit „ganz viel Erfahrung“, Zeisis freundlicher Umschreibung
von „das alte Eisen“.
Interessanterweise
sagt quasi jede Mannschaft über sich, dass ihnen der erste Satz
nicht liegen würde (nachzulesen in diversen Spielberichten
verschiedenster Mannschaften aus unterschiedlichsten Vereinen). Mindestens genauso interessant ist die
Tatsache, dass trotzdem meist eine der gegeneinander spielenden
Mannschaften den ersten Satz gewinnt. Kurios. Aber das nur am Rande.
Es war von Beginn an
ein ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe, das von langen Spielzügen
geprägt wurde. Eine lange Einarbeitungsphase benötigte keine der
beiden Mannschaften.
Teilweise sah es
dann nach Spielflussübungen aus – zu wenig Druck und/oder
Flexibilität im Angriff, um der jeweils sehr gut arbeitenden
Verteidigung des Gegners wirklich Schwierigkeiten zu bereiten.
Aufschläge spielten eine eher geringe Rolle – zwar gab es die ein
oder andere kurze Serie, doch im Vergleich zur Landesklasse waren
diese kaum nennenswert. Was ja auch gut so ist.
Problematisch für
uns und das Ass im Hohen Neuendorfer Trikotärmel waren sicherlich
die Schnellangriffe über die Mitte, die häufig abrutschten und uns
in der ebenso rutschigen Halle immer wieder doof aussehen ließen.
Die ersten beiden
Sätze gingen knapper an Hohen Neuendorf, als es die Punktestände
vermuten lassen (zu 21 und zu 19). Im dritten Satz dann fanden wir
endlich unser Mittel im Angriff – und vielleicht hatten die Hohen
Neuendorferinnen sich gerade mal doch eine kleine Konzentrationspause
erlaubt. ODER sie hatten derart Respekt vor unserem Hüpfwunder
Natie, die nun auf der Diagonalposition reinkam, dass sie einfach
nicht mehr in der Lage waren, ihr Ding zu machen. Der Satz ging an
uns (25:20).
Im vierten Satz ging
es gut weiter und spätestens beim Stand von 20:13 für uns begannen
die Trainer langsam, die Aufstellung für den Tiebreak durchzugehen.
Doch über 20:16 und 21:19 kamen die konstant gut, mit viel Einsatz
und sehr ruhig spielenden Hohen Neuendorferinnen wieder ran. Endlich
der ersehnte Punkt zum 22:19 und Ani ging zum Aufschlag.
Der Aufschlag ging
rüber, doch bevor es weitergehen konnte, pfiff der zweite
Schiedsrichter ab: Rotationsfehler. Verwirrung bei uns, denn
eigentlich standen alle richtig. Schließlich einigte sich das
Schiedsgericht darauf, dass der falsche Spieler zum Aufschlag
gegangen sei. Aber auch nicht nur jetzt, sondern angeblich schon seit
einigen Spielzügen. Konsequenz: Punkt und Aufschlag für den Gegner (glücklicherweise kein Punktabzug für uns).
Bitter, zumal es sich im Nachhinein nicht mehr überprüfen lässt.
Ob es was geändert hätte am Spielausgang, wenn dieser Fehler nicht
passiert wäre (Hohen Neuendorf siegte mit 27:25 und damit 3:1) –
schwer zu sagen.
Zum Schiedsgericht selbst: Sie waren nicht
spielentscheidend und sie waren unparteiisch, allerdings war die fehlende Erfahrung zu merken. Wir werden uns nicht
beklagen, denn im Wesentlichen haben wir von den Fehlentscheidungen profitiert. Hut ab vor
Hohen Neuendorf, die nie lange mit dem unerfahrenen Mädel auf dem
Schiedsrichterstand diskutierten, sondern Fehler schnell
abhakten. Und auch wenn diese Schiedsrichterleistung keine
Glanzparade war – wo sollen junge Schiedsrichter*innen denn
Erfahrung sammeln, wenn nicht in der Praxis.
Fazit: Ein tolles
Spiel auf Augenhöhe, in dem die Hohen Neuendorferinnen am Ende
einfach fünf Prozent besser waren. Dennoch hätte es genauso gut anders herum
ausgehen können – wir sind gespannt auf die nächsten beiden
Spiele gegen dieses Team, das, wie ich grummelnd zugeben muss, doch
gar nicht so unsympathisch ist.
Nach diesem etwas
bitteren Ergebnis (um es mit Zeisis Worten zu sagen: „Wir hätten
einen Tiebreak verdient gehabt!“) ging es in die nächste Runde
gegen die junge Zepernicker Heimmannschaft. Konnten diese uns noch
Ende letzter Saison ordentlich in Bedrängnis bringen, hatten sie nun
offenbar einige wichtige Spielerinnen an andere Mannschaften
verloren. Das kann in einigen Monaten schon wieder ganz anders
aussehen, von in ein paar Jahren gar nicht zu reden. So jedoch
war die Mannschaft kaum wieder zu erkennen.
Lediglich im dritten Satz wurde es kurz etwas kitzlig, als die technisch sehr sauberen, aber einfach noch nicht abgebrühten Zepernickerinnen bis zum Stand von 13:13 mithielten und immer wieder mit tollen Aktionen den Ball zurückbrachten. Gereicht hat es an dieser Stelle jedoch nicht und so können wir alle, aber insbesondere unsere Küken, ordentlich stolz auf diesen Sieg sein (zu 16, 10 und 17).
Im letzten Spiel des
Tages stellte sich Hohen Neuendorf zwei Sätze lang bemerkenswert
dämlich an, bevor sie sich dann im dritten Satz nochmal
zusammenrissen und das Spiel gegen Zepernick mit 3:0 für sich
entschieden. Aus diesem Spiel wird wohl einerseits der penetrante Live-Kommentar einer Zuschauerin in Erinnerung bleiben (pro Zepernick) als auch die wirklich sehr süße Kinderstimme, die jedes Mal mit einem tapferen "Auf geht's, Zepernick!" die gesamte Zuschauerreihe mobilisierte.
Es coachten und feuerten an: Zeisi und Jule
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