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Vorrunde Landespokal in Oranienburg

Eine Woche ist vergangen und wir versammelten uns wieder erwartungsfroh in einer Sporthalle. Diesmal nicht im normalen Spielbetrieb, sondern zur Vorrunde zum Landespokal, der traditionsgemäß im Mai in Cottbus stattfinden sollte. Wer da hin wollte, musste sich heute qualifizieren. 

Zum Landespokal werden die Ligen des normalen Spielbetriebs gemixt und einander in Staffeln zugeteilt. Wir waren in Staffel A, zusammen mit dem Saarower VSV (Brandenburgliga Nord), SV Energie Cottbus II (Landesliga Süd) und dem VSV Oranienburg II (Landesklasse Nord)Wir spielen jeder gegen jeden in zwei Gewinnsätzen. Möge die bessere Mannschaft gewinnen!

Frisch wie der junge Frühling in der Halle angekommen (*hust*), ging es als Erstes ans Auslosen. Ronja, ihres Zeichens Capitana Grandiosa, bewies ein glückliches Händchen und loste uns alles perfekt aus. Nicht nur, dass wirzwischen allen Spielen ein Spiel Pause hatten, auch die Reihenfolge unserer Gegnerinnen war optimal. Als erstes und mit noch mit voller Kraft gegen die wahrscheinlich stärkste Mannschaft aus unserer eigenen Liga und dann gegen Landesliga und Landesklasse. 

Zunächst einmal hatten wir aber ein Spiel Pause (ich sage ja: Capitana Grandiosaund schauten mit gemütlichem Kaffee dem Gastgeber Oranienburg gegen Cottbus zu. Die Cottbusserinnen ließen nichts anbrennen. Es machte BammBamm und in Oranienburg brach die Annahme ein. Vor alle die Aufschläge und das Zuspiel auf Cottbusser Seite wussten zu beeindrucken, sodass den Oranienburgerinnern nur jeweils 13 Punkte gegönnt wurden. Mit einem souveränen 2:0 marschierten die Cottbusser Mädels vom Platz. Da bei der Landespokal-Quali zwei Gewinnsätze reichen, war das Spiel damit auch schon beendet.

Das nächste Spiel begann. Bevor allerdings davon erzählt werden kann, wie wir auf dem Feld gegen die aus der eigenen Liga bekannten Saarowerinnen antraten, möchte ich den geneigten Leser zu einem Exkurs zum Feld selbst mitnehmen.
Normalerweise gestaltet sich ein Volleyballfeld folgendermaßen: auf recht hellem Hallenboden zeichnet sich klar erkennbar eine 5 cm breite, hellblaue Linie außen und drei weitere gleichfarbige Linien jeweils innerhalb des Feldes ab. 
Nicht so in Oranienburg. In Oranienburg glänzen die Volleyballfelder durch farbenfrohe Vielfalt. Die Außenlinie ist in einem zarten dunkelblau gehalten und kaum vom dunkelgrauen Hallenboden zu unterscheiden. Die Seitenlinie ist mal schwarz, streckenweise Orange (je nachdem, ob da eine Feldbegrenzung aus einer anderen Sportart unsere Linien schneidet), die Mittellinie ist eine dunkelblaue schmale Schönheit, die man von wenigen Metern Entfernung kaum erkennt. Das Tollste: auf besagtem dunkelgrauen Hallenbodenist welche Farbe am besten zu erkennen? Ja, richtig, schreiendes Gelb. Gut, dass dieses Gelb ungefähr einen Meter innerhalb des Volleyballfeldes gezogen war, um ein Zweifelderballfeld anzuzeigen. Wie sich das Ganze dann auf das Spiel auswirkt? Folgende Unterhaltung fasst es gut zusammen:
„Wo ist die Grundlinie???
Keine Ahnung. Aber wenn es ist wie hier, ist sie irgendwo einen Meter hinter der Gelben. Glaube ich.

Oder auch sehr schön:
(Gebrüllt zu einem sich im Hechtsprung befindlichen Teammitglied): „Aus, der Ball ist aus, nicht rangeh …! Oh, Mist. Nee, war nicht aus. Falsche Linie. Sorry.“

Drücken wir es so aus: Die Eingewöhnung an die Linienproblematik dauerte ein paar Punkte.

Trotz dieser etwas außergewöhnlichen Farbgebung starteten wir sehr gut in den ersten Satz gegen Saarow. Wir setzten uns sehr schnell ab mit 6:2 und schafften es trotz sehr guter Aufschläge von Saarow, die Ruhe zu bewahren und durch platzierte Angriffe einen Punkt nach dem anderen zu erspielen. Man muss dazu sagen, dass Saarow genauso mager besetzt war wie wir (also so 6-7 Spielerinnen) und die Mädels in der Zusammenstellung wahrscheinlich nicht sehr oft auf dem Feld standen. Zumindest nicht in der Vergangenheit gegen uns. Insofern blieben wir vorsichtig und wagten nicht, Saarow zu unterschätzen. Sobald sie sich etwas eingespielt haben würden, mussten wir wach und bereit sein.
Wir blieben also auf gutem Niveau und hielten den Abstand (Punktstände 12:5, 22:13 Auszeit für Saarow und Satz für uns beendet mit 25:13)

Läuft doch schonmal gut an!
Auch der zweite Satz startete gut für uns. Wir setzten uns wieder gleich zu Beginn ab und holten einen Spielstand 8:4 und sogar 10:5 raus. Wir zeigten Bizeps!
Was dann geschah, mussten uns später unsere Zuschauer erklären, denn wir selbst kapierten es erstmal nicht. Saarowveränderte etwas. Wir, schön darauf eingestellt, dass Saarowweiterhin kurze Leger auf die Mitte und hart geschlagene Bälle auf den fünften Meter schlug, verteidigten grandios die vordere Feldhälfte und ließen völlig den hinteren Teil außer Acht. Saarow dagegen begann plötzlich, lang zu schlagen, lang zu legen und überhaupt viel abwechslungsreicher zu spielen. Da sieht man eben die Fähigkeiten dieser Mädels, komplett mittendrin ihr Spielsystem umzustellen. Verunsichert wackelten wir auch in Annahme und Pass. Beim 14:18 für Saarow nahm Ossi eine Auszeit und versuchte, uns wieder zu Ordnung und Struktur zurück zu führen, doch ohne Erfolg. Wir liefen wie Hühner über das Feld, die sich in den Schlüppigemacht hatten. Wir gaben den Satz 25:19 ab.

Revanche! Wir stapften zurück aufs Feld, bereit zum Kampf. Wahrscheinlich sahen wir wie Pittbulls auf Blutjagd aus, jedenfalls bekam Saarow keine Chance mehr auch nur kurz aufzujaulen. Keinen Punkt gönnten wir ihnen. Wir waren wach, wir kratzten, wir ackerten und versenkten einen Angriff nach dem anderen. Selbst, als es schon mit dem Teufel hätte zugehen müssen das noch zu verlieren, ließen wir nicht locker und feierten jeden Punkt so frenetisch, als wäre es Gold bei Olympia. Ganze vier Punkte gingen an Saarow, ehe wir den Hahn endgültig abdrehten und das Ding nach Hause holten. Es war ein starker Auftritt, auf den wir wirklich stolz sein dürfen.

Im nächsten Spiel trat Saarow gegen Oranienburg an. Es wurde ein Akt in zwei Sätzen, bei dem Saarow sich viele Eigenfehler leistete und den Sieg im ersten Satz zäh über die Linie schleppte (25:17). Im zweiten Satz sah es schon deutlich besser aus. Saarow war wieder da, Oranienburg bekam keine Chance und das Spiel endete mit 25:10 für Saarow.

Nun waren wir wieder dran, diesmal gegen die Cottbusser Mädels. Wir erinnern uns: Nur eine Woche vorher waren wir ihrer ersten Damenmannschaft beim Heimspiel begegnet. Auch bei diesen Cottbusserinnen sah man schöne Technik und Lehrbuchvolleyball, typisch Sportschule eben.
Cottbus setzte uns vom ersten Punkt an mächtig unter Druck. Die Aufschläge waren der Hammer (oder sagen wir: wir verpennten den Teil mit dem locker stehen und elegant baggern) und unsere Annahme wackelte. Wir erwarteten (die Damen I von Cottbus wohl immer noch im Hinterkopf) hart geschlagene Angriffe auf den fünften Meter, klappten unser Visier hoch und buddelten einen Schützengraben – nur um dann völlig perplex aus der Wäsche zu schauen, als es doch ein Puffball auf den achten Meter wurde. Arme und Beine bildeten eine rotierende Scheibe und der Punkt war dahin.

Als es 6:1 stand, nahm Ossi eine Auszeit und machte uns freundlich darauf aufmerksam, dass die Pause seit 5 Minuten beendet war und wir gerne mit dem Spiel anfangen dürfen.
Wir setzten Ossis Ansage einigermaßen um, waren nun immer nur noch 2 bis 3 Punkte hinten. Es hätte geholfen, nicht jeden zweiten Aufschlag zu verschlagen, aber immerhin erwachte nun unser Kampfgeist. Dann kam Sophie und legte eine super Aufschlagserie von 6 Punkten hin mit der wir wieder Oberwasser bekamen. Und dann lief es. Cindy war on Fireund legte eine 100 % Quote mit Schiebern hin, der Block stellte sich endlich auf die Cottbusser Angriffe ein und pflückte die Bälle wie reife Äpfel herunter und Stephie gab den Cottbussern mit einer weiteren Aufschlagserie den Rest. Wir beendeten den Satz mit 25:20.

Auch im zweiten Satz legten wir aufgrund des guten Aufschlages der Cottbusserinnen einen etwas holperigen Start hin. Diesmal ließen wir uns aber nicht verunsichern und gaben recht schnell Kontra. Cindy, immer noch heiß wie Nachbars Lumpi, durfte an den Aufschlag und servierte den Cottbusserinnen eine Serie von 10 Aufschlägen. Beim 10:3ließ Cindy dann zufrieden von ihnen ab. Sieben Punkte Vorsprung sehen sehr hübsch aus auf der Punktetafel.
Cottbus versuchte sich an schnellen Angriffen, die aber aufgrund mangelnder Absprache zwischen Angriff und Zuspiel nicht funktionierten. Entweder landete der Ball nach dem Zuspiel direkt auf dem Boden oder musste harmlos rübergepritscht werden. Wir, dankbar für jeden einfach gespielten Ball, pfefferten ihnen die Kugel mit Karacho zurück. Sie gaben die flachen Pässe ein paar Punkte später wieder auf, aber der Drops war für Cottbus gelutscht. Der Satz endete mit 25:12. 

Im Anschluss spielte Saarow gegen Cottbus. Ein paar Mal bekamen die Cottbusser Mädels durch super Kampfaktionen Oberwasser und waren nahe daran, den Satz für sich zu drehen, aber zum Ende hin ließ Saarow die Muskeln spielen und beendete die Sätze mit 25:19 und 25:20. 

Das letzte Spiel des Tages begann, wir gegen Oranienburg. 
Wir waren mittlerweile ziemlich müdehofften auf ein schnelles Spiel und dann duschen. Jetzt könnte man ja auf seinen Zettel gucken und denken, Ok, Landesklasse spielt gegen Brandenburgliga, das Ding ist gegessen, schmeißt schon mal die Autos an. Wahrscheinlich wird Oranienburg mit weißer Fahne auf das Spielfeld schleichen und uns den Ball respektvoll rüberstreicheln, damit wir raufhauen können.
Tja, Pustekuchen. Wer das denkt, kennt die Oranienburgerinnen schlecht. Die hatten diesen Zettel nicht gelesen, hielten von Streicheln schon mal gar nichts und waren auf Kampf gebürstet. Sie fielen wie eine Horde angestochener Bienen über uns her und ehe wir es uns versahen, lagen wir 0:2 hinten.
Ähm. Was? Wo lag noch mal dieser Zettel … wah, schon wieder ein Angriff! Immer rein in den Schlafsack!

Nun ja, fassen wir es mal so zusammen: wir mussten den Motor nochmal anschmeißen, denn die Oranienburgerinnen gingen uns gehörig aufs Säckele. Da wir die eine oder andere auch privat kannten, wurde es zu einem lustigen Derby, mit rübergerufenen Witzeleien und dummen Sprüchen. Letztendlich endeten die Sätze mit 25:15 und 25:10 für uns. Spaß hatten wir alle und so wurde es ein schöner Turnierabschluss.

Fazit ist: Ab nach Cottbus zur Endrunde! Dort werden wir auch mal gegen höhere Ligen antreten und die ein bisschen pieksen können. Wir freuen uns drauf. (auch auf ein Wiedersehen mit den Oranienburgerinnen, diesmal allerdings Damen I aus der dritten Liga, denen dann wir aufs Säckele gehen, muhahahaha).


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